Graue Schwester
* 11. Juli 1905 Pawlau (Kr. Ratibor)
† 24. März 1945 Neisse
In dem kleinen oberschlesischen Dorf Pawlau im Kreis Ratibor kam Martha Rybka am 11.7.1905 zur Welt. Im Alter von 22 Jahren entschloß sie sich, der Kongregation der Schwestern von der hl. Elisabeth beizutreten. Am 5.10.1927 war es für sie soweit. Nach der Postulatszeit begann sie mit der eigentlichen Prüfungszeit, dem Noviziat, am 19.4.1928. Ein Jahr später, am 22.4.1929, legte sie ihre erste Profeß ab. Die ewige Profeß erfolgte am Fest des hl. Ignatius von Loyola des Jahres 1934. Über ihr heldenhaftes Martyrium ist folgender Augenzeugenbericht erhalten: „Am 24.3.1945, nachmittags gegen 1/2 5 Uhr, kam ins St. Georgstift, Neisse, ein Russe, der ein Mädchen verschleppen wollte. Schwester M. Melusia stellte sich dazwischen, um das Mädchen zu schützen. Der Russe ging weg, kam mit einem Kameraden zurück und fragte nach dem Mädchen, das inzwischen verschwunden war. Dafür wollte er sich an Schwester M. Melusia rächen und setzte schon das Gewehr zum Schuß an. Eine zweite Schwester trat dazwischen und sagte: Kommen Sie, Schwester Melusia, wir werden das Mädchen suchen gehen. Als sie aber auf den Korridor kamen, erfaßten die Russen sie und zerrten sie in ein Zimmer, das sie von außen verschlossen. Die Schwestern knieten sich hin, beteten die Ergebung in den Tod, erneuerten ihre Gelübde und warteten auf den Moment, daß die Russen wiederkämen. Nicht lange, so kamen sie. Einer faßte Schwester M. Melusia und rang mit ihr und warf sie auf das dort stehende Bett. Die zweite Schwester wurde in ein anderes Zimmer gezerrt, wo der Russe sie nach vielem Ringen und Bitten freiließ, so daß sie wieder in den Keller zu den übrigen sich flüchten konnte. Inzwischen fielen im anderen Zimmer mehrere Schüsse. Da Schwester M. Melusia noch nicht zurückgekehrt war, schickten die Schwestern ein eben zurückkehrendes Mädchen [Ukrainerin] in das betreffende Zimmer, um nach Schwester M. Melusia zu sehen. Das Mädchen kam gleich zurück mit der Antwort: ,Schwester Melusia liegt am Fußboden in einer Blutlache. Ich habe sie angefaßt, sie ist tot.‘ Im Keller waren noch vier Schwestern und etwa dreißig alte Leute versammelt. Gegen 6 Uhr brach dann im Keller Feuer aus, das sich unter dem Refektorium auf mehrere Räume im Parterre ausdehnte und alles vernichtete. Aber vor dem Zimmer, in dem Schwester M. Melusia tot lag, machte das Feuer Halt. Erst am 27.3. war es möglich, vom St. Elisabethhaus aus nach Schwester M. Melusia zu sehen. Eine Schwester schlich sich durch die Einfahrt in das Zimmer und fand Schwester M. Melusia mit ausgebreiteten Armen erschossen in ihrem Blute auf dem Fußboden liegend [Kopfschuß]. Die Schwester trug sie mit Hilfe einer alten Frau in den Garten des St. Elisabethhauses. Dort wurde Schwester M. Melusia neben der am 24.3. im St. Elisabethhauses erschossenen Schwester M. Sapientia und der am 25.3. erschossenen Schwester M. Felicitas beerdigt.“ (Engelbert, Geschichte. Bd. 3, 84f.)